Die Zunge tritt als Redeorgan ohne Worte auf. Sie artikuliert sich nicht durch Sprache, sondern durch Bewegung, Kontakt und Sinnlichkeit.
Das Werk untersucht die Spannung zwischen Körperlichkeit und symbolischer Ordnung, zwischen profaner Geste und performativer Handlung. Die Zunge, ein kleines Organ mit großer Wirkung, verschiebt Wahrnehmung, Bedeutung und Raum.
Sie fungiert als Vermittlerin zwischen Innen und Außen, zwischen Denken, Fühlen und physischer Erfahrung. Sie spricht, ohne Worte zu nutzen, erzeugt Wahrnehmung und zugleich Irritation.
Die Geste ist gleichzeitig intim und öffentlich, sinnlich und performativ, körperlich und symbolisch.
In „ringeling“ richtet frauklocker den Blick auf ein Kinderkarussell im Wiener Prater. Aus den bemalten Karussellfiguren beginnen Formen zu wachsen, Tiere bewegen sich, als würde das Spielzeug ein eigenes Leben entwickeln.
Zwischen Stillstand und Bewegung, Mechanik und Magie entsteht ein irritierendes Wechselspiel. Das Vertraute kippt ins Unheimliche – das kindliche Vergnügen wird zur Projektion verborgener Wünsche und künstlicher Belebung.
Das Kreisen wird zum Symbol für Wiederholung, Stillstand und künstliche Lebendigkeit – ein poetisches Bild über Bewegung, Verlockung und die unheimliche Seite des Vergnügens.
Zwei Clowns tanzen am Rand einer Durchgangswelt – vor einem Zirkuswagen, neben parkenden Autos. Der Tanz wiederholt sich endlos und verliert sich in der Leere des Zwischenraums.
Zwischen Bühne und Transit, Inszenierung und Leere verhandelt „strada“ die Tragik des Darstellens: das Verharren in Bewegung, das endlose Kreisen menschlicher Gesten, die fragile Grenze zwischen Spiel und Stillstand.
Masken, Lachen, Bewegung ohne Ziel – alles verweist auf das absurd Tragische des Unterhaltens. „strada“ ist ein Bild über das Dazwischen: über Komik, Erschöpfung und das unaufhörliche Kreisen menschlicher Gesten.
In der KI-generierten Videoarbeit „malfleur“ richtet frauklocker den Blick auf das Verborgene und das Verdrängte. Ein Auge taucht unter einem Teppich auf, schaut kurz hervor und zieht sich wieder zurück – ein Moment zwischen Wahrnehmen und Wegsehen. Am Ende tritt, begleitet vom Summen von Fliegen, ein brauner Blumenstrauß hervor.
Das Video verbindet Schönheit und Verfall, Oberfläche und Abgrund. Der braune Strauß wird zur giftigen Blüte, die aus dem Verdrängten wächst. Das scheinbar stille Bild kippt ins Unheimliche und legt den Mechanismus offen, mit dem gesellschaftliche Gewalt unbemerkt in den Alltag zurückkehrt.
In der Arbeit „sensafünfundvierzig“ verbindet sich die sexualisierte Sprache eines anonymen Cybersex-Talks mit einer häuslichen Szene. Die digitale Sprachassistentin liest den Text in monotoner Tonlage, bar jeder Emotion oder Erregung.
Die intime klassische Rollenverteilung suggeriert eine scheinbare Idylle, die so nicht mehr haltbar ist.
Aus bearbeitetem Found-Footage-Material entsteht in „balkon“ eine alltägliche Szene: Vier Frauen und ein Hund stehen auf einem Balkon, lachen, bewegen sich, teilen einen Moment der Nähe. Doch die Situation kippt – eine der Frauen flüchtet mit ihrem Hund vom engen Raum hinaus.
„balkon“ zeigt das Gleichgewicht zwischen Vertrautheit und Beklemmung, zwischen Spiel und Ausbruch. In der kleinen Alltagsbühne verdichten sich soziale Geste, Komik und Unruhe zu einem stillen Bild über Freiheit und Begrenzung.
Ein Foto aus den 1960er-Jahren wird durch KI-Animation in Bewegung versetzt. Drei Menschen stehen in einer verschneiten Landschaft und beginnen sich langsam zu bewegen. Der eingefrorene Moment löst sich auf und wird zu einer stillen Bewegung.
Aus analogem Found-Footage-Material entwickelt frauklocker in „Ente“ eine verstörende Metamorphose. Eine Figur mit Entenkopf hält eine Puppe im Arm – durch KI-Animation beginnt das Bild zu kippen.
Der Entenkopf verschwindet, und hinter der Maske erscheint das Gesicht einer schreienden Frau. Was zunächst harmlos und grotesk wirkt, entpuppt sich als Auflösung eines Bildes, als Aufbruch einer verdrängten Stimme.
Die künstliche Animation öffnet einen Raum, in dem Erinnerung, Begehren und Angst ineinander übergehen.
„Ente“ zeigt das Moment des Erkennens – dort, wo das Vertraute in sein Gegenteil umschlägt.
Das Video „undanz“: Eine fröhliche Tanzszene löst sich allmählich auf und kippt in eine intime Brutalität. Durch Wiederholung und Zeitdehnung transformiert sich das scheinbar harmlose Strandbild in ein soziales Drama, dessen Ende offen bleibt.
Die Verlangsamung des Materials legt die Gewalt im Beiläufigen frei – sie wird spürbar, bevor sie sichtbar wird.
Immer wieder erscheint ein rot gefüllter Kreis. Die Fragmente beziehen sich auf ihn, richten ihre Bewegungen auf dieses Gegenüber aus. In einer der Sequenzen frisst eine Katze in Nahaufnahme – ihre instinktive Bewegung kontrastiert die gezielten Annäherungen der menschlichen Fragmente.
„redramshut“ verdichtet diese Begegnungen zu einem Bildraum, in dem Beziehung, Konzentration und Unterbrechung sichtbar werden.
In der zweiteiligen Videoarbeit „flukk“ begegnen sich Körper, Klang und Raum. Weiße Stiefel marschieren auf der Stelle, während nackte Füße von oben in einen schwarzen Raum stoßen. Der Klang eines mongolischen Singsangs verbindet beide Ebenen zu einem körperlich erfahrbaren Resonanzraum.
Die Geste des Marschierens, der Aufprall, das Rituelle – alles kippt in einen Zustand zwischen Disziplin und Auflösung, zwischen Erdung und Entrückung.
Die Videoinstallation „Artikel“ zeigt auf drei Monitoren einen Gebärdensprachdolmetscher, der die Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wiedergibt.
Gebärdensprache wird hier nicht nur als Kommunikationsform sichtbar, sondern als vollwertige, eigenständige Sprache mit grammatischen Strukturen, räumlicher Logik und körperlicher Präsenz.